Wenn das Geld nicht reicht
Tanja Metz 18.02.2025
Die Soziale Arbeit der Kirchen bietet Armutsbetroffenen in finanziellen Notlagen Unterstützung, hilft bei der Budgetplanung und sucht gemeinsam mit den Betroffenen nach Lösungen.
Endlich ist es so weit, die Zusage für eine kleine Wohnung ist eingetroffen. Raus aus der Wohnung voller Schimmel, die die letzten Jahre als Zuhause herhielt. Nach langem Suchen ist die Erleichterung gross und die Freude auf das Kommende riesig. Wäre da bloss nicht die Kaution von drei Monatsmieten. Mit einem kleinen Einkommen, das knapp über dem Existenzminimum liegt, ist das nicht zu machen. Frustriert meldete sich die Frau bei der Sozialen Arbeit der Kirchen.
Unerwartetes wird zum Problem
Solche oder ähnlichen Fälle kennen Rahel Fässler und ihre Kollegin Martina Helfenstein von der Sozialen Arbeit der Kirchen zur Genüge. Etwa 8,7% der Bevölkerung gelten in der Schweiz als arm. Doch etwa ein Fünftel der Bevölkerung kann eine unerwartete Rechnung von 2500 Franken nicht innerhalb eines Monats begleichen. Im Jahr 2024 betrafen die meisten Anfragen bei der Sozialen Arbeit der Kirchen die Gesundheitskosten. «Auch wenn viele Personen eine Zahnversicherung haben und die Krankenkassen einen grossen Beitrag übernehmen, genügt das zum Beispiel bei einer Zahnspange nicht. Ein Betrag von 2000 Franken haben diese Personen nicht einfach so», erklärt Rahel Fässler. Häufig sitzen den beiden Sozialarbeiterinnen auch Menschen gegenüber, die Rechnungen für die Bildung ihrer Kinder nicht bezahlen können. Rahel Fässler meint: «Vielleicht liegt es daran, dass man seinen Kindern eine gute Zukunft wünscht und ihnen etwas wie einen Schwimmunterricht ermöglichen mag. Ich finde, das sind sinnvolle Investitionen.»
Suche nach einer Lösung
Als erstes verschaffen sich die Sozialarbeiterinnen einen Überblick über die finanzielle Situation der Klientinnen und Klienten. In einem weiteren Schritt prüfen sie, ob Ratenzahlungen mit den Rechnungsstellern vereinbart werden können. «Wenn das nicht funktioniert, dann kann vielleicht ein Gesuch gestellt werden oder die Soziale Arbeit der Kirchen übernimmt die Rechnung vorerst. Teil der Kosten werden später von den Klienten in Raten an die Soziale Arbeit zurückbezahlt“, so Rahel Fässler. Es ist ihnen wichtig, dass die Klienten einen eigenen Beitrag leisten und sich nach ihren Möglichkeiten einbringen.
Bei vielen Menschen, die schon länger in der Beratung sind, erlebt sie, dass sich das Bewusstsein und der Umgang mit Geld ändern.
Finanzielle Lage richtig einschätzen
Für die Menschen bedeutet es Stress und Unruhe, wenn Rechnungen nicht bezahlt werden können. Wie Armut haben Schulden negative Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit. Das sind keine guten Voraussetzungen, um die finanzielle Lage in den Griff zu bekommen. Daher ist es den beiden Sozialarbeiterinnen wichtig mit den Klienten und Klientinnen einen Prozess zu durchlaufen. «Wir schauen mit ihnen zusammen die gesamte Situation an. Wieso ist es so weit gekommen. Welche Auslagen gibt es? Wofür wird das vorhandene Geld ausgeben? Wie sieht das Budget aus? Wir besprechen zusammen, welcher Betrag monatlich gespart werden könnte», erklärt Rahel Fässler. Bei vielen Menschen, die schon länger in der Beratung sind, erlebt sie, dass sich das Bewusstsein und der Umgang mit Geld ändern. «Sie versuchen selbstständig gute Lösungen zu finden und melden sich bei uns, wenn sie nicht weiterkommen», veranschaulicht Rahel Fässler.
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