Vieles war offen und möglich
tm 26.09.2025
26 Jahre haben Monika und Roland Kaufmann das Kloster mit Herz und Tatkraft geprägt. Sie erzählen von ihren Anfängen, Aufgaben, Veränderungen – und davon, warum sie dankbar in die Zukunft blicken.
Könnt ihr euch noch erinnern, wie ihr hier angekommen seid? Was war eure erste Aufgabe?
Roland Kaufmann: Schon einen Monat vor meinem offiziellen Arbeitsbeginn war ich immer wieder vor Ort – an Sitzungen der Baukommission, im Austausch mit den damaligen Verantwortlichen, um zu planen, was noch gebraucht werden kann und noch für Anschaffungen getätigt werden müssen.
Die erste grosse Veranstaltung war dann die Eröffnungsfeier des Klosters mit einer Hausbesichtigung für alle.
Monika Kaufmann: Du hast damals doch gleich eine grosse Kiste mit Schlüsseln erhalten – für alle möglichen Türen und Schlösser.
Roland Kaufmann: Ja - und bis heute arbeiten wir mit vielen Schlüsseln. Aktuell sind rund 300 Stück im Umlauf, viele bei unseren treuen Mietern.
Welche Aufgaben gehören zur Arbeit eines Klosterwarts?
Roland Kaufmann: Da gibt es einiges: die Betreuung der Kunden, die Koordination der Reservationen bis zu den Abrechnungen der Kosten, die Reinigung, die Instandhaltung aller Anlagen, die Arbeiten rund um das Kloster. Anfangs war auch der Kontakt zu den Kapuzinern noch intensiv – damals gab es noch die Zentralbibliothek, heute ist nur noch das Museum in ihrem Besitze.
Dazu kamen weitere Kontakte, zum Beispiel zum Stadtarchivar, zur Bibliotheksgruppe oder zum AltersZentrum, das den Garten gepachtet hat.
Monika Kaufmann: Der Klostergarten mit all den Menschen, die darin wirken und mit seiner Vielfalt an Pflanzen, ist ein Juwel.
Von Anfang an haben wir die Gestaltung des Blumenschmucks für die Klosterkirche und das Kloster übernommen. Donnerstag war immer mein Blumentag – und fast das ganze Jahr konnte ich die Blumen, die wir gesät und gepflanzt haben, im Klostergarten schneiden und daraus die Sträusse kreieren.
Roland Kaufmann: Die ganze Klosteranlage ist etwa ein Hektar gross. Da muss man lernen, Prioritäten zu setzen. Niemand hat uns gesagt, wie wir etwas machen müssen. Wir durften vieles nach unseren Vorstellungen gestalten – so, wie es für uns und die Kunden stimmte. Das war das Schöne, aber auch eine Verpflichtung und wir haben es so sehr geschätzt.
Was hat euch für diese Arbeit motiviert?
Monika Kaufmann: Für diese Stelle haben wir an unserem früheren Wohnort alles aufgegeben. Wir haben keine Minute überlegt, was wäre, wenn es uns nicht gefällt. Wir wussten einfach: Das ist es. Das passt.
Roland Kaufmann: Ja, ich suchte etwas im sozialen Bereich. Und hier war so vieles offen, so vieles möglich – das hat mich begeistert.
Monika Kaufmann: Ich war ja vor allem Familienfrau und nicht voll im Betrieb involviert. Aber die Möglichkeit, hier mitgestalten zu dürfen, das war sehr motivierend.
Roland Kaufmann: Und für mich war auch wichtig, die Ruhe und den Geist der Kapuziner weiterzutragen und zu bewahren. Das hat mich sehr angesprochen.
Würdet ihr sagen, das Haus hat sich in den 26 Jahren stark verändert?
Roland Kaufmann: Ja, zum Beispiel ist die Musikschule stark gewachsen und brauchte immer mehr Platz. Anfangs hat man sich kaum getraut, Trompete zu spielen – aus Angst, die Meditationen zu stören. Man musste erst einmal spüren: Was geht, was geht nicht.
Wir haben verschiedene Leitungen erlebt – in der Musikschule wie auch in der Pfarrei. Jede mit eigenen Ansichten und Prioritäten. Zum Beispiel musste man früher bei jedem Konzert in der Klosterkirche den sakralen Bereich mit dem Vorhang abtrennen – heute ist das nicht mehr so.
Monika Kaufmann: Als wir hier anfingen, hatten noch viele Pfarreimitglieder einen direkten Bezug zum Kloster und zu den Kapuzinern. Das hat sich verändert. Heute kommt es vor, dass Leute das Refektorium mieten wollen und von einem „Partyraum“ sprechen – für uns war und ist es ein Festsaal.
Wie ist es für euch, diese Aufgabe abzugeben?
Roland Kaufmann: Wir nehmen es, wie es kommt und machen das Beste daraus.
Monika Kaufmann: Uns war es wichtig, an der Arbeit und den Aufgaben die Freude nicht zu verlieren. Das ist uns gelungen. Wir gehen dankbar – dankbar dafür, dass wir die Kraft hatten, diese Aufgabe 26 Jahre lang wahr zu nehmen und mit zu gestalten. Jetzt freuen wir uns auf das, was noch kommt.
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