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Tandem bereichert beide Seiten

Interview: Tanja Metz 29.08.2025

Beim «Tandem», ein Unterstützungsprojekt der Stadt Sursee, engagieren sich Freiwillige für Personen mit Unterstützungsbedarf.

Freiwillige engagieren sich für Personen mit Unterstützungsbedarf, sei es beim Deutschlernen, in der Freizeit oder bei Alltagsfragen. Die Projektverantwortliche, Andrea Kasper, erzählt, wie die Vermittlung funktioniert, welche Themen aktuell sind – und warum das Projekt für alle Beteiligten bereichernd ist.
 

Was war das letzte Tandemprojekt, das du vermittelt hast?
Ein 10-jähriger Junge aus Eritrea. Er kann lesen, versteht aber nicht immer den Textinhalt. Ob das an der Sprache liegt, ist unklar. Seit Ende Mai ist er mit einem 40-jährigen Mann im Tandem. Das erste Treffen fand Mitte Juni statt.

Was ist die Idee des Tandemprojekts?
Die Idee stammt von der Steuergruppe Integration, die 2021 ein ergänzendes Angebot zur AG Flüchtlinge entwickeln wollte. Die AG unterstützt Geflüchtete im Alltag. Der Steuergruppe fiel jedoch auf, dass auch Menschen mit Schweizer Pass oder mit Ausweis B/C Unterstützung benötigen. 2022 starteten die ersten Tandems. Seither sind konstant 10–13 Tandems aktiv. Hauptthema ist das Deutschüben – viele Teilnehmende besuchen Sprachkurse und wollen das Gelernte anwenden und weiter trainieren.

Wie läuft ein Tandem konkret ab?
Ich brauche zwei Seiten: Freiwillige und Menschen mit Unterstützungsbedarf. Letztere werden meist über das Zentrum für Soziales, FABIA oder die kirchliche Sozialarbeit an mich vermittelt. Für Freiwillige inseriere ich z. B. bei benevol oder im Pfarreiblatt. Im Erstgespräch kläre ich Motivation, Erwartungen und mögliche Themen. Auch die Wünsche der unterstützten Person werden erfasst. Danach folgt ein gemeinsames Kennenlernen. Wenn es passt, wird eine Einsatzvereinbarung erstellt – mit ungefährem Zeitrahmen und Ziel. In der Mitte und am Ende des Projekts führen wir Standort- und Abschlussgespräche.
Manche Freiwillige fragen sich, ob sie qualifiziert genug sind, etwa beim Thema Deutsch. Dafür muss man keine Lehrperson sein, aber sich sprachlich sicher fühlen und bereit sein, zu korrigieren.

Um welche Themen geht es derzeit?
Der Fokus liegt aktuell beim Deutsch üben. Zwei Tandems sind im Freizeitbereich unterwegs. Eine Frau mit Tetraplegie vom Alterszentrum wünschte z. B. eine Person, die mit ihr Ausflüge in der Freizeit unternimmt – das Tandem funktioniert wunderbar. Eine andere, alleinerziehende Frau suchte eine Begleitung für Spaziergänge und Gespräche. Immer wieder gefragt sind auch Unterstützungsleistungen bei der Wohnungssuche. Diese Tandems zu vermitteln ist aktuell schwierig aufgrund der Wohnungskrise.

Was für Erfahrungen machst du als Organisatorin?
Sehr wertvolle. Die Rückmeldungen sind oft berührend – von beiden Seiten. Die Unterstützten sind sehr dankbar. Die Freiwilligen profitieren ebenfalls: neue Perspektiven, Horizonterweiterung, Freundschaften. Manche erkennen, wie herausfordernd das Leben für andere sein kann, das fördert die Solidarität. Es ist ein bereicherndes Projekt für alle Beteiligten.

 

 

Haben Sie Interesse beim Projekt Tandem mitzuarbeiten oder benötigen Sie Unterstützung?
Dann melden Sie sich bei: Stadt Sursee, Fachbereich Gesellschaft, Andrea Kasper
andrea.kasper@stadtsursee.ch, 041 926 92 23
 

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