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Erste Emotion schafft die Kulisse

Tanja Metz 03.10.2025

Lars Bolliger erzählt in einem Interview von seiner ersten Kulisse für «La vie Parisienne» und erklärt, was eine gute Kulisse für ihn ausmacht und kann.

Welche Kulisse war die erste, die Sie gebaut haben?
Hier am Haus habe ich meine erste Kulisse vor zehn Jahren entworfen und gebaut. Das erste Bühnenbild, das ich selbst umsetzen durfte, war La vie Parisienne. Es war für mich eine grosse Produktion und ein Sprung ins kalte Wasser.

Welche Aufgaben können Kulissen haben? Gibt es welche gegenüber dem Publikum und andere gegenüber den Darstellern?
Wenn der Vorhang aufgeht, ist die Kulisse das Erste, was man sieht. Mit diesem ersten Eindruck kann man das Publikum sofort an einen erwünschten Ort versetzen und die entsprechenden Emotionen auslösen. Natürlich geht das auch mit Worten – aber das dauert etwas länger. Das Bühnenbild steckt den Rahmen ab und sorgt zusammen mit dem Licht für die gewünschte Stimmung: ob düster, fröhlich, draussen oder drinnen – die erste Emotion schafft die Kulisse.

Was ist die grössere Herausforderung: eine Kulisse für ein Musical wie My Fair Lady oder für ein Theaterstück von Bertolt Brecht?
Beide haben ihre Schwierigkeiten. Bei reduzierten Stücken muss man genau hinschauen: Wo liegt der Kern? Was braucht es wirklich? Sobald etwas überflüssig, aufdringlich wird oder stört, ist etwas nicht gut.
Anmerkung: Die letztjährige Produktion My Fair Lady wurde nicht von mir umgesetzt.

Und woran erkennt man, dass es zu viel ist?
Wenn einem beim Zuschauen plötzlich Dinge auffallen und man sich fragt: Was macht das eigentlich auf der Bühne? Dann unterstützt die Kulisse das Stück nicht mehr, sondern lenkt ab.

Sehen Sie das immer sofort?
Bei den eigenen Arbeiten ist es manchmal schwer objektiv zu bleiben, da bin ich froh um Rückmeldungen von Kollegen. Bei Produktionen anderer erkennt man es meist einfacher und schneller.

Können Sie beschreiben, wie Sie eine Kulisse entwickeln und bauen?
Das kommt darauf an, mit wem man arbeitet. Manche Regisseure wissen schon genau, wie das Bühnenbild aussehen soll. Dann mache ich von ihren Vorstellungen ausgehend die ersten Skizzen. Andere geben mir das Textbuch oder die erste Stückidee und sagen: «Mach du mal.» Dann beginne ich anhand des Textes mit Skizzen, die als Grundlage für die Diskussion dienen. So nähern wir uns Schritt für Schritt an.
Aus den Skizzen entstehen CAD-Zeichnungen, Berechnungen und Kolorierungen. Danach geht es an den Bau. Für die Produktionen im Stadttheater hilft ein motiviertes Team von Freiwilligen – inzwischen sind wir rund zehn Leute. Da spürt man wirklich, dass die Surseer Operette Vereinsarbeit ist.

Was macht für Sie eine Kulisse zu einer guten Kulisse? 
Sie muss zum Stück, zur Inszenierung und zur Idee passen. Das kann eine authentische Darstellung einer bestimmten Zeit sein, genauso aber auch eine abstrakte, schlichte Bühne. Wenn Inszenierung, Kostüm und Bühnenbild nicht gegeneinander arbeiten, sondern zusammengehen, dann haben viele Leute einen guten Job gemacht.
 

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