Begegnungen bleiben
Interview: Tanja Metz 08.08.2025

Zum Abschied blickt Pastoralraumleiterin Livia Wey in einem Interview zurück.
Was hat dir an deiner Arbeit am meisten Freude bereitet?
Die vielen kleinen Geschichten, die ich erleben durfte – und die ich so gerne erzähle. Begegnungen mit Menschen, in denen plötzlich ein Schalk aufblitzt, eine unerwartete Weisheit zutage tritt oder einfach etwas Überraschendes geschieht. Ich habe das Gefühl, genau das macht Seelsorge aus.
Toll war auch, wie viel ich lernen durfte – und ich lerne sehr gerne. Etwa der gemeinsame Weg mit der Projektgruppe, das war wirklich bereichernd.
Was war die grösste Herausforderung?
Wenn ich bis Mitternacht gearbeitet habe und am nächsten Tag fast noch im Morgengrauen bereits wieder im Büro sitzen musste. Keine Pause und damit auch keinen Abstand gewinnen zu können – das war schwer.
Neben all den organisatorischen, personellen und strategischen Fragen und Problemen gab es die inhaltliche Arbeit. In diesen Fragen hatte ich den Anspruch an mich selbst, dass sie Tiefe haben und den Menschen gerecht werden. Dafür noch Zeit zu finden – das war eine echte Herausforderung.
Welche Superkraft hättest du dir gewünscht?
Fliegen. Man könnte die Dinge von oben betrachten und eine ganz neue Perspektive gewinnen. Und es hätte auch etwas Befreiendes – einfach mal davonfliegen.
Welche schönen Erfahrungen nimmst du mit?
Viele. Ich habe erfahren dürfen, dass man gemeinsam weiterkommt und etwas miteinander erschaffen kann.
Weitere schöne Erfahrungen sind ein wunderbares Gespräch mit einer älteren Dame während einer Carfahrt, oder die vielen geschenkten Begegnungen beim Unterwegssein im Städtchen.
Ein ganz besonderer Moment war, als ich nach dem 200. Friedensgebet eine Taube in der Hand hielt und wir gemeinsam Tauben fliegen liessen.
Welche Herausforderungen lässt du gerne hinter dir?
Die unzähligen Stunden am Computer – die werde ich nicht vermissen. Auch die Auseinandersetzung mit den kirchlichen Strukturen genügen. Was ich auch nicht vermissen werde, sind die Auseinandersetzungen mit Fragen, von denen ich keine Ahnung habe, wie zum Beispiel dem Arbeitsrecht. Die gebe ich gerne ab.
Was hat deine Familie dir am häufigsten mitgegeben?
«Mama, wann kommst du wieder heim?»
Und deine Antwort?
War meistens ein bisschen geschummelt. Ich habe oft eine Uhrzeit genannt, die eher Wunschdenken war.
Du hast mit «Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen» begonnen – welcher Spruch passt jetzt zum Abschied?
Eigentlich mag ich den Spruch immer noch. Fröhlich zu sein ist immer gut. Und auch die Spatzen – und manches andere – einfach pfeifen zu lassen, das tut gut und darf bleiben. Und mittlerweile würde ich die Gelassenheit hinzunehmen, dass es auch okay ist, wenn einmal nur eins von den dreien passt.
Was wirst du in den nächsten Monaten auf jeden Fall tun?
Freundinnen besuchen – und viel lesen.
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