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«Alleine. Im Kopf.» – Jugendliche übers Beten

Rebekka Dahinden 13.10.2025

Was bedeutet Beten für Jugendliche heute? Eine 1. Sekundarklasse teilt ihre Gedanken, offen und ehrlich.

Donnerstagvormittag im Schulhaus Georgette: Besuch in einer 1. Sekundarklasse. Gleich zu Beginn der Religionsstunde stellt Lehrerin Liselotte Frei ihren Schülerinnen und Schülern ungewohnt persönliche Fragen: «Bist du der Leise-Beter? Der Mit-anderen-Beter? Der Laut-Beter? Oder der Im-Wald-Beter?»
Nach einem kurzen Moment der Stille beginnen sich zögerlich erste Hände zu heben. «Alleine!» – «Alleine, im Kopf!», ist die Antwort, die am häufigsten fällt. Was genau damit gemeint ist, zeigt sich im Verlauf der Stunde. Aber beten, so wird von Anfang an klar, das ist für viele etwas Intimes. Etwas, das niemand mitbekommen muss.
«Und wann betet ihr?», fragt die Religionspädgogin weiter. «Wenn ihr dankbar seid – oder wenn ihr Angst habt?» Man spürt, dass die Jugendlichen die Frage ernst nehmen. Nach kurzem Nachdenken antworten sie: «Beides!»
«Bei mir ist es auch so. Ich bete, wenn ich dankbar, aber auch, wenn ich stinksauer bin oder Angst habe. Gott hält das schon aus», meint Liselotte Frei mit einem Schmunzeln.
 

Die Kerze gehört dazu
Was heisst Beten – und wie geht das genau? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Klasse an diesem Vormittag. Die Antworten der 12- und 13-jährigen Jugendlichen fallen unterschiedlich aus. Und doch scheint ein Ritual beim Beten besonders beliebt zu sein: Das Anzünden einer Kerze, – wenn jemand gestorben ist, vor einer Prüfung, bei Schwierigkeiten in der Schule, mit Kolleginnen und Kollegen.

Ein Junge erzählt: «Ich bete am Abend, allein für mich. Ich denke es aber nur – ich spreche es nicht laut aus. Eigentlich bete ich gerne, aber es muss mir in den Sinn kommen.» Sein Sitznachbar ergänzt: «Ich bete auch abends, allein. Meistens für Menschen, denen es nicht gut geht oder die im Krieg leben. Und sonst beten wir beim Mittagessen. Wenn wir bei Grosi sind, auch mit dem Gebetswürfel.»

 


«Nach dem Beten habe ich ein gutes Gefühl.»
Schülerin der 1. Sek



So sei es!
Die Jungs und Mädchen zeigen sich offen, wenn es ums Beten geht. Eine Schülerin aus Geuensee berichtet: «Ich gehe gerne in die Kirche. Wenn ich viel Schulstress habe, ein bisschen weniger. Ich gehe jeweils mit meiner Cousine hin, wir wohnen beide in der Nähe.» Warum sie gerne in die Kirche gehe? «Es ist einfach eine schöne Stimmung dort. Ruhig. Und nach dem Beten habe ich ein gutes Gefühl.»
Sie erzählt, dass sie vor allem betet, um zu danken – für die Chancen, die sie jeden Tag bekommt. Und sie bittet um Schutz für sich, ihre Familie und ihre Zukunft. Der Glaube habe in ihrer Familie eine grosse Bedeutung.

Am Ende der Lektion darf, wer will, selbst geschriebene Gebete vorlesen. Zwei Jugendliche trauen sich. Dann stellt Liselotte Frei eine letzte Frage: «Was bedeutet eigentlich Amen, das wir oft am Ende eines Gebets sagen?» 
Die Vermutungen reichen von «Ende» bis «Danke». Liselotte Frei lächelt und erklärt: «So sei es! – das bedeutet Amen. Wenn eure Mutter sagt: Das Zimmer ist gut aufgeräumt, könnt ihr antworten: Amen!»

 

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