Ähnliche Interessen verbinden
tm 08.07.2025

Geschwister begleiten uns oft ein Leben lang. Auch wenn sich die Beziehung immer wieder verändert. Davon erzählen die Schwestern Regula und Barbara Schurtenberger.
In der Kindheit verbringen Geschwister meist viel Zeit miteinander: Sie spielen, streiten, halten zusammen, lernen voneinander – und rivalisieren auch. Rückblickend beschreibt Barbara Schurtenberger diese Zeit so: «Regula ist eineinhalb Jahre älter als ich und hat immer ihren Platz eingenommen. Das war durchaus positiv – dadurch hatte ich viele Freiheiten. Als wir erwachsen wurden, sahen wir uns über Jahre hinweg nur selten.» Regula Schurtenberger ergänzt: «Als Barbara in Kolumbien lebte und ich in Luzern, hatten wir kaum Kontakt – selbst telefoniert haben wir kaum. Erst als sie zurück in Hochdorf war und auch ich wieder dorthin zog, wurde unsere Beziehung wieder enger.»
Dass sich die Nähe in Geschwisterbeziehungen im Laufe des Lebens verändert, ist laut dem Psychologen Harald Werneck kein ungewöhnliches Phänomen. Mit dem Erwachsenwerden verändern sich die Lebensumstände – Partnerschaft, Beruf und Familie rücken in den Vordergrund, und andere Beziehungen nehmen mehr Raum ein.
Ohne wenn und aber
«Als Regula nach Hochdorf zurückkam, beanspruchte meine Familie nicht mehr so viel Zeit von mir, wie die Jahre davor. So entstand wieder Platz für anderes», sagt Barbara Schurtenberger. «Wir haben ähnliche Interessen, sind beide hilfsbereit und spontan – das verbindet uns.» Auch Regula Schurtenberger hat sich Gedanken gemacht, warum sie sich wieder nähergekommen sind: «Vermutlich, weil wir ähnlich denken – unsere Gedankenwelt, unsere Sicht aufs Leben. Und natürlich spielt es auch eine Rolle, dass unsere Eltern heute mehr Unterstützung brauchen.» Für beide steht fest: Sie würden füreinander einstehen. Wenn eine Hilfe braucht, ist die andere da – ohne wenn und aber. Dass Geschwister sich im späteren Erwachsenenalter wieder annähern, wird von Psycholog:innen immer wieder beobachtet.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten schätzen
So wie man im Kindesalter unbewusst viel voneinander lernt, kann das auch im Erwachsenenalter bewusst geschehen. «Barbara hat die Menschen immer so angenommen, wie sie sind. Ihr gesellschaftliches und soziales Engagement ist beeindruckend – davon kann man viel lernen», sagt Regula Schurtenberger. Barbara Schurtenberger hingegen schätzt Regulas Talent im Umgang mit Menschen: «Ich beobachte oft, wie sie auf Menschen zugeht und mit ihnen spricht. Von ihr kann man ausserdem lernen, auf sich selbst zu achten und mutig durchs Leben zu gehen.»
So ist es für die zwei selbstverständlich einander so zu nehmen, wie sie sind. «Wir sind eigenständige Persönlichkeiten und stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Wir haben unterschiedliche Leben geführt und es beeindruckt mich wie Regula das ihre ganz anders führt», erklärt Barbara Schurtenberger. Man merkt: Die verschiedenen Biografien werden als Bereicherung gesehen. Sie schätzen sowohl die Unterschiede als auch die Gemeinsamkeiten, die sie verbinden.
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