Zwischen Stabilität und Veränderung: Was gute Organisationen wirklich ausmacht
tm 13.05.2025

Wie lassen sich Aufgaben und Verantwortlichkeiten in einem so grossen und vielfältigen Raum wie dem Pastoralraum strukturieren und organisieren? Mit solchen Fragen kennt sich Esther Kühne aus.
Esther Kühne ist Organisationsberaterin. In ihrer Arbeit verbindet sie analytisches Denken und kreatives Gestalten mit einem tiefen Servicegedanken
Frau Kühne, woran erkennt man, dass Struktur und gelebte Organisation zusammenpassen?
Ein wichtiges Merkmal ist, dass die Mitarbeitenden gern arbeiten gehen. Das klingt etwas banal, doch es deutet auf eine Kongruenz hin. Weitere Merkmale sind Gesundheit und Integrität. Integrität im Sinne von einer gesunden Identifikation, wenig Zynismus und einem gesunden Selbstvertrauen in die Organisation. Kurz gesagt: Die Kongruenz von Struktur und Organisation zeigt sich am Zustand der Mitarbeitenden.
Und wenn man merkt: Da stimmt etwas nicht – was dann?
Dann lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Man sollte herausfinden: Wo liegt die Dysbalance? Wo gibt es Irritationen? Oft sind die strukturellen Grenzen der eigenen Arbeit entscheidend. Mitarbeitende, die das Ganze der Organisation in den Blick nehmen, über die eigenen Zuständigkeiten hinausdenken und dennoch in ihrer Rolle verankert bleiben – das ist ein starkes Indiz für eine tragfähige Struktur.
Ein gutes Zeichen ist auch, wenn in Organisation und Team aktiv über Sinn und Zweck der Organisation gesprochen wird – und die Mitarbeitenden wissen, wie sie konkret dazu beitragen. Ebenso wichtig ist der Austausch darüber, wie Dinge getan werden.
Nehmen wir an eine Organisation oder Firma will oder braucht neue Strukturen. Was ist dann zu tun?
Unter der Hypothese, man hat als Führungsperson festgestellt, irgendetwas ist nicht stimmig: Dann ist eines der wichtigsten und machtvollsten Instrumente das Zuhören. Man muss herausfinden, wo ist die Unsicherheit, die Verlorenheit? Wo ist das Problem? In einem weiteren Schritt geht es um Beteiligung. Mitarbeitende, die in der Organisation tätig sind, müssen sich einbringen können und miteinander klären, wie könnte es am besten laufen. Das erhöht die Chance, dass neue Strukturen auch wirklich mitgetragen werden.
Wichtig sind dabei auch Fragen wie: Wo ist Entwicklung notwendig – und wo braucht es Stabilität? Eine Entwicklungsabteilung braucht andere Strukturen als eine Produktionslinie. In einem Fall braucht es mehr Freiheit, im anderen klare Regeln und Sicherheit. Diese Unterscheidung ist zentral.
Wie bleibt eine Struktur lebendig – anpassungsfähig wie ein Organismus?
In einer Organisation braucht es Führungspersonen, die in der Lage sind, zu sagen: Stopp, darüber müssen wir nachdenken. Eine zentrale Qualität lebendiger Organisationen ist die Fähigkeit zur Reflexion – gemeinsam innezuhalten und sich zu fragen: Wie bin ich in dieser Organisation unterwegs?
Dazu braucht es gezielte Gelegenheiten – „Inseln der Lebendigkeit“. Gelegenheiten, in denen gemeinsam gedacht, Neues entwickelt oder auch Altes verabschiedet wird. Gerade das Verabschieden wird oft übersehen. Doch in einem lebendigen System ist es wichtig, nicht mehr Relevantes loszulassen. Dann muss das Neue nicht einfach über das Alte gekippt werden, sondern erhält Platz. Solche Inseln dürfen ruhig institutionalisiert werden.
Und schließlich braucht es auch eine gewisse Demut – die Fähigkeit, anzunehmen, was im Moment nicht veränderbar ist.
Dialogversammlung
Montag, 19. Mai, 19.30 Uhr Pfarreizentrum, St. Urban-Strasse 8, Sursee
In der Pfarrei Sursee und dem Pastoralraum stehen Veränderungen an. An der Dialogversammlung sind Sie sind herzlich eingeladen sich einzubringen. Diskutieren Sie mit uns vom Seelsorgeteam und der Organisationsberaterin Esther Kühne über Fragen wie Pfarreileben und Pastoral künftig in Sursee gelebt werden können. Die Dialogversammlung wird von der Pfarrei Sursee angeboten und heisst Mitarbeitende und Mitglieder aus dem ganzen Pastoralraum herzlich willkommen.
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