«Wenn man gemeinsam betet, entsteht eine Kraft»
Interview: Rebekka Dahinden 06.06.2025

Am Donnerstag, 12. Juni, findet das 200. Gebet am Donnerstag für den Frieden statt. Ein Gespräch mit den beiden Organisatorinnen Regina Käppeli und Marlis Rinert.
Erklären Sie kurz – worum geht es beim Gebet am Donnerstag für den Frieden?
RK: Jeden Donnerstag treffen sich an verschiedenen Orten Menschen zum gemeinsamen Gebet. Priorin Irene Gassmann vom Kloster Fahr hat das Gebet am Donnerstag initiiert – mit dem Wunsch nach Veränderung in der Kirche. Seit dem Krieg in der Ukraine ist es auch ein Friedensgebet. Der Ablauf ähnelt einer Vesper: Es folgt ein Bibeltext, das Vaterunser, Lieder und zwei Gebete: Schritt für Schritt oder Dank am Donnerstag.
MR: Inhaltlich sind die Gebete auf das Kirchenjahr bezogen. Das heisst, die Texte, Lieder und Gebete stellen wir jedes Mal neu zusammen. Kein Gebet am Donnerstag ist gleich wie das andere.
Wie kam das Gebet am Donnerstag nach Sursee?
RK: Ich kenne Priorin Irene Gassmann schon länger; zweimal im Jahr gestalte ich mit ihr ein spirituelles Wochenende. 2016 sind wir sogar gemeinsam mit einer Gruppe nach Rom gelaufen. Gerne wollte ich das von ihr ins Leben gerufene Gebet auch bei uns in Sursee einführen.
Da Marlis Mitglied der Liturgiegruppe ist, habe ich sie angefragt, ob sie mithelfen möchte. Seither leiten wir gemeinsam das Gebet am Donnerstag für den Frieden.
Das Gebet hat seit dem Ausbruch des Ukrainekriegs den Zusatz «für den Frieden.» Gibt es bestimmte Themen, Regionen oder Konflikte, die Sie in Ihrem Gebet besonders einbeziehen?
RK: Das Gebet ist allgemein für den Frieden gedacht. Manche Texte beziehen sich speziell auf den Krieg in der Ukraine, aber grundsätzlich schliessen wir alle Kriegs- und Krisengebiete mit ein.
Auf welche spirituellen Quellen beziehen Sie sich bei Ihrem Gebet?
MR: Ich bereite die Gebete am Donnerstag zusammen mit Regina vor, die vor allem für die Lieder verantwortlich ist. Wir haben talentierte Sänger, deshalb singen wir jeweils a cappella.
Einige Mitbetende haben uns auf Gebetstexte hingewiesen, die wir nun regelmässig beten. Oft greifen wir aber auf bekannte Friedensgebete zurück, wie das, das Franz von Assisi zugeschrieben wird: «Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens.» Auch Gebete des Papstes oder Texte aus dem Frauengebetbuch des Katholischen Deutschen Frauenbundes finden Eingang in unser Gebet.
RK: Ich lade alle ein, sich die Gebete «Schritt für Schritt» und «Dank am Donnerstag», beide geschrieben von Irene Gassmann, mal anzusehen. Besonders das Dankgebet regt zum Nachdenken an und ist teilweise auch provokativ – es thematisiert unter anderem die Rechte von Frauen und Minderheiten in der Kirche.
Manchmal kommen Leute auf mich zu und sagen: Das Beten hat mir gutgetan. Gott stärkt mich.
Das Gebet am Donnerstag für den Frieden findet jede Woche in der Surseer Chürzlikapelle statt. Welche Menschen finden sich da zusammen?
RK: Es gibt einen festen Kern von Teilnehmenden, aber immer wieder kommen auch neue Menschen dazu – etwa Zugezogene oder solche, die vom Gebet gehört haben und mitfeiern möchten.
MR: Einigen Menschen ist das Gebet so wichtig, dass sie jede Woche kommen, bei jedem Wetter und unabhängig davon, was sonst noch läuft.
Was bedeutet Ihnen das Beten mit anderen?
MR: Es ist sehr bestärkend. Wir wissen, dass die Leute in der Absicht und Hoffnung auf Frieden in der Welt zum Gebet kommen. Manchmal kommen Leute auf mich zu und sagen: Das Beten hat mir gutgetan. Gott stärkt mich.
RK: Wenn man gemeinsam betet, entsteht eine Kraft, die man spürt – manchmal mehr, manchmal weniger. Es gibt Leute, die sagen: Ich konnte nicht kommen, habe aber zuhause gebetet mit euch.
Wir hören und lesen täglich traurige Meldungen in den Nachrichten. Welche Rolle spielt das Gebet für Sie im Umgang mit Krisen?
MR: Geduld braucht viel Hoffnung. Deshalb beten wir – wir halten an der Hoffnung fest, auch wenn es Rückschläge gibt. Meine Sehnsucht nach Frieden ist so gross, dass ich dieses Gebet, «Schritt für Schritt», weitertragen möchte.
Kommen Sie auch? Gebet am Donnerstag für den Frieden:
Jeweils donnerstags, 18.30–19.00 Uhr, Chrüzlikapelle Sursee
Am Donnerstag, 12. Juni, findet das 200. Gebet am Donnerstag für den Frieden statt.
Weitere Informationen zum Gebet am Donnerstag für den Frieden sowie zu den verschiedenen Orten finden Sie auf der Homepage: gleichwuerdig.ch
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