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Weihnachtskrippe spricht in unseren Alltag

Niklaus Kuster 10.12.2024

Die Krippe kann uns an Weihnachten erfreuen – oder bereits in der Adventszeit besonders nah sein.

Stellen Sie an Weihnachten eine Krippe auf? Ein Tipp: Krippen haben weit mehr als dekorative und erzählende Kraft. Nehmen Sie Ihre Krippe nicht erst gegen Ende Advent aus dem Schrank und machen Sie sich die Figuren zu Begleitpersonen durch die kommenden Wochen! Eine Schwesterngemeinschaft im deutschen Münster breitet ihre Weihnachtskrippe an der Schwelle zum Advent aus. Jede Schwester wählt sich eine Figur und nimmt sie mit in ihr Zimmer oder stellt sie an ihrem Arbeitsplatz auf. Durch die Adventswochen lässt sie sich immer wieder von der Figur ihrer Wahl anschauen, ansprechen oder anhören – und spricht sie selber an! Ich habe die Idee mit meinen Brüdern im Kloster Olten aufgenommen. Und tatsächlich: Der Weg nach Betlehem wird ein gemeinsamer. Ich hatte mir den Esel ausgewählt. Er schilderte meiner Phantasie sein Unterwegssein von Nazaret nach Betlehem, und er sprach in meine Schritte Weihnachten entgegen! Am Heiligen Abend brachte jeder Bruder seine Figur mit in unseren Essraum, und wir stellten im Rahmen einer besinnlichen Feier die Krippe zusammen. Dabei schilderte jeder, wozu ihn «seine» Figur in den Adventswochen ermutigt hatte. Die Krippe wirkte lebendig wie nie zuvor und wir wurden selber Teil von ihr!


Maria, Hirte und Weise als Wegbegleiter

Josef sprach als junger Mann, kaum zwanzig: wie er mit Maria vom gemeinsamen Leben träumte, von ihrer Schwangerschaft überrascht wurde und Zweifel überwand. Er ermutigte dazu, Krisen zu bestehen, einander neu zu finden und mit Überraschungen im Leben klarzukommen. Der Engel schilderte, wie nervös er war, als Gott ihn zu Maria schickte! Was würde aus Gottes Initiative, wenn es nicht gelang, die junge Frau zu gewinnen? wenn sie überrumpelt und verwirrt nein sagen würde? Auch Gottes Liebe setzt das freie Ja des Menschen voraus! Der Esel erzählte von den Strapazen unterwegs von Galiläa durch die Bergwelt Samariens und die Wüste Judas nach Betlehem: eine Zumutung für ihn, und noch mehr für eine hochschwangere Frau, mit Nächten im Freien und überlaufenen Strassen am Tag. Er erzählte aber auch von Gastfreundschaft und der grossherzigen Aufnahme des fremden Paares. Ein Hirte erinnerte an den monotonen Alltag am Rande der Gesellschaft. Wie heute wurden Nomanden auch damals von vielen mit Naserümpfen angeschaut: ungebildet und unstet, «unrein» und auch am Sabbat arbeitend, daher unreligiös und nicht gottgefällig. Eine Hirtin spricht davon, dass sie keine Freizeit kannte: für die Kinder sorgen, Schafe scheren, Zelte abbrechen und aufstellen, Kochstellen bauen und auslöschen, ankommen und weiterziehen, und sie erzählt, wie tief bewegend es war, den Messias in jener Nacht als erste in die Arme gelegt zu bekommen. Die Weisen sprachen von ihren weiten Wegen aus Asien, Afrika und Europa, die im Orient zusammenführten, nachdem sie auf leise Zeichen des Himmels hin aufgebrochen waren, und wie sie einen Frieden fanden, der alle Grenzen überwindet. Blicke in die Geschichte und Worte ins Heute: Vielleicht lassen auch Sie sich einmal so durch den Advent begleiten?



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