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Update religiöser Bildung

rf 12.09.2023

Die Digitalisierung von Bildung geht weit über den Einsatz digitaler Medien im Unterricht hinaus. Besonders für den Religionsunterricht birgt der technologische Wandel grosses Potential.

Unser Privat- wie auch Berufsleben ist entscheidend davon geprägt; es gibt kaum ein Bereich, in den die Digitalisierung nicht Einzug gehalten. Dies hat auch Einfluss auf die Lebens- und Lernbedingungen der Lernenden. Wie gehen die einzelnen Fächer, besonders die Religionspädagogik, mit diesem Wandel um? Tanja Gojny, Professorin für Religionspädagogik an der Universität Wuppertal, hat sich mit dieser Frage auseinandergesetzt.

Auseinandersetzung mit Identität

In ihrem Aufsatz „Digitalisierung und Religionsunterricht“ nennt sie als häufige und unumstrittene Begründung für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht jene der Vorbereitung der Lernenden auf die mediatisierte Wissensgesellschaft. Das Potential einer religionspädagogischen Beschäftigung mit digitalen Medien gehe jedoch weit darüber hinaus, so Gojny. Die Medien seien für Jugendliche heutzutage nicht nur Mittel zur Unterhaltung, Informationsbeschaffung und Kommunikation, sondern auch ein Feld der persönlichen Identitätsarbeit und Beziehungsgestaltung. Durch Internet und Social Media setzen sie sich mit sich selbst und der Umwelt auseinander; finden Zugehörigkeit und Ablehnung und bewältigen Entwicklungsschritte. In diesem Raum werden Erfahrungen gesammelt und Zugänge freigelegt, die im Religionsunterricht aufgenommen und fruchtbar gemacht werden können.

Neue Akzente im Religionsunterricht

Die Digitalisierung, so die Wissenschaftlerin, sei für die religionspädagogische Arbeit insofern relevant, als sich auch inhaltlich spannende Felder eröffnen: ethische, lebensweltbezogene, aber auch theologische Themen erscheinen – unter dem Einbezug der Erfahrungen der mediatisierten Welt – in neuem Licht. Was machen wahre Freundschaften angesichts der on- und offline-Beziehungen im Netz aus? Wie geht man mit Wahrheit und Lüge – facts und fake news – um? Es sind diskussionswürdige Anfragen an unsere Gesellschaft, die sich aus den Folgen der Digitalisierung ergeben: Wie positioniert man sich gegenüber der zunehmenden Abschaffung von Arbeitsplätzen infolge der Technologisierung – oder den menschenrechtswidrigen Produktionsbedingungen technischer Geräte? All dies sind Fragen, die im Religionsunterricht diskutiert und reflektiert werden können. Dazu kommt, dass die Digitalisierung bisherige Entdeckungsräume ergänzt. Wie etwa beim Thema Tod: Wo bisher mit Religionsklassen Friedhöfe besichtigt und Bestatter besucht wurden, bietet sich heute die Möglichkeit, virtuelle Friedhöfe und Trauerportale zu erkunden.

Die Beispiele zeigen, dass durch die Digitalisierung die persönlichen Zugänge der Lernenden zu wichtigen Glaubensthemen neu gestaltet werden können. Und sie lassen erahnen, welches Entwicklungspotential die Digitalisierung für Glaubensgemeinschaften allgemein birgt, wenn sie Phänomene in den Sozialen Netzwerken beobachten, gesellschaftliche Bedürfnisse wahrnehmen und so Anregungen für ihr Wirken gewinnen können.


Erfahren Sie hier mehr zum Religionsunterricht der Pfarrei Sursee.

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