Solidarisch, frisch, bezahlbar
Rebekka Dahinden 03.05.2025

Anfang Mai feiert der Soliladen sein einjähriges Bestehen. Der Laden gibt Raum – für Menschen, Begegnungen und für würdevolles Einkaufen, auch wenn das Budget knapp ist.
Wer den Soliladen betritt, kommt in einen hellen Raum, gestrichen in Violett- und Orangetönen – den Farben des Soliladen-Logos. Es ist ruhig und einladend. In den Regalen stehen die Produkte ordentlich nebeneinander, jedes an seinem Platz. Nichts ist überladen, alles wirkt aufgeräumt.
Was man täglich braucht
Gleichwohl sind es rund 500 verschiedene Produkte, die im Soliladen angeboten werden, sagt Rahel Fässler. Sie ist Präsidentin des Vereins, der das Lebensmittelgeschäft für Armutsbetroffene betreibt. Der Soliladen feirt nun sein einjähriges Bestehen. Seit Mai 2024 haben armutsbetroffene Menschen aus der Region im Soliladen die Möglichkeit, Grundnahrungsmittel günstig einzukaufen. Voraussetzung dafür ist der Besitz der Kulturlegi-Karte – ein persönlicher Ausweis für Menschen, die mit einem knappen Budget leben müssen.
Eine treue Kundin des Soliladens ist Luisa Marseglia. Die junge Frau kommt jede Woche zum Einkaufen in den Soliladen. Hier, sagt sie, finde sie alles, was sie und ihre Familie täglich brauchen – «Käse, Milch, Pasta, Reis und Tomatensauce». Was sie nicht findet, kauft sie beim Discounter ein. Sie bevorzugt aber klar das unscheinbare Geschäft inmitten des Haselmatt-Quartiers: «Hier ist es ruhig, es gibt keinen Stress. Und das Personal ist hilfsbereit und freundlich.»
Luisa nimmt eine Dreierpackung Teigwaren aus dem Regal und studiert den Preis. Es sei eine grosse Entlastung für ihr Haushaltsbudget, dass sie hier die Lebensmittel so günstig besorgen könne, sagt sie. Sie achte beim Einkauf auch auf die Aktionen, von denen sie jeweils über einen Soliladen-WhatsApp-Chat erfährt. Mehrmals betont Luisa Marseglia, wie froh sie über den Soliladen sei. «Der Soliladen ist super.» Auch ihren Bekannten und Nachbarn, die nun regelmässig hier einkaufen, habe sie ihn empfohlen.
Auf Angebot aufmerksam machen
Mundpropaganda für den Soliladen – darüber ist auch Isabelle Schmitt froh. Seit vergangenem Sommer hilft sie als Freiwillige im Laden mit. «Viele Leute wissen nicht, was die Kulturlegi ist und wozu sie dient. Dabei kennt fast jeder in seinem Umfeld Menschen, die Anrecht auf die Karte hätten und vom Soliladen profitieren könnten.» Manchmal, so Isabelle Schmitt, dauere es länger, bis sich Armutsbetroffene getrauen, in den Laden zu kommen. Manche würden zuerst nur schauen und bräuchten etwas Zeit, um sich auf den Laden und das Angebot einlassen zu können. Armut ist ein schambehaftetes Thema – das spürt Isabelle Schmitt bei ihren Einsätzen immer wieder. An zwei Halbtagen im Monat hilft Isabelle Schmitt im Soliladen aus. Sie füllt Regale auf, kontrolliert Ablaufdaten, schlägt Bestellungen vor und führt Aktionen ein – alles Aufgaben, welche die Freiwilligen übernehmen. Derzeit arbeiten rund 28 Personen ehrenamtlich im Laden. Besonders gefällt Isabelle Schmitt der Kontakt mit den Kundinnen und Kunden: «Mit der Zeit kennt man die Leute. Man kommt ins Gespräch und weiss, was sie suchen und brauchen.»
Ambitioniert ins zweite Jahr
Auch die stellvertretende Ladenleiterin Heidi Kaufmann sucht immer wieder das Gespräch mit der Kundschaft. Sie fragt etwa, wie diese vom Soliladen erfahren haben oder ob sie alles finden, was sie brauchen. Solche Rückmeldungen helfen, das Sortiment weiterzuentwickeln – ein Prozess, der seit einem Jahr läuft. Oft wenden sich auch Personen, die etwas spenden möchten, direkt an die Ladenleitung. Diese prüft dann, ob die Produkte das Angebot sinnvoll ergänzen. So spendet etwa eine Person, die Waschmittel vertreibt, regelmässig Waschpulver – ein Produkt, das im Handel teuer ist und sich gut verkauft. Aktuell laufen auch Gespräche mit Landwirten, um frisches Gemüse und Salat anzubieten, sagt Heidi Kaufmann. So soll der Soliladen wachsen – mit einem Sortiment, das frisch, hochwertig und zugleich bezahlbar bleibt. Kundinnen und Kunden wie Luisa freuts.
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