Lebensmittel für Menschen in Not
Tanja Metz 29.05.2025

Jeden Dienstag verwandelt sich das Kloster in Sursee in einen Ort gelebter Solidarität: Das «Tischlein deck dich» verteilt Lebensmittel an Armutsbetroffene.
Es ist Dienstag – der Tag, an dem in Sursee die Abgabestelle von «Tischlein deck dich» Lebensmittel an armutsbetroffene Menschen verteilt. Heute darf das Pfarreiblatt einen Blick hinter die Kulissen werfen. So stehe ich um 9.00 Uhr morgens im Kloster und warte gemeinsam mit Peter Muri, dem Hauptverantwortlichen der Abgabestelle in Sursee, auf die ersten Lieferungen.
Lebensmittel für Armutsbetroffene
Zwei Freiwillige sind bereits unterwegs – zur Landi, zu Aldi und Lidl sowie zur Bäckerei Schell in Büron. Dort holen sie Lebensmittel ab, die nicht mehr regulär verkauft werden können. «Später am Tag erhalten wir auch frisches Gemüse aus dem Wauwilermoos. So können wir den Menschen, die zu uns kommen, mehr Obst, Gemüse, Brot und andere Grundnahrungsmittel anbieten», erklärt Peter Muri. «Die Lieferung vom Verein ‹Tischlein deck dich› besteht zum grossen Teil aus Überproduktionen – da sind etliche verarbeitete Lebensmittel dabei.»
Kurz nach 9.00 Uhr fährt das erste Auto auf den Hof. Kisten und Säcke werden ausgeladen und in die Küche gebracht. Dort beginnen die Freiwilligen sofort mit dem Sortieren: Obst und Gemüse werden gerüstet, Erdbeeren, die nicht mehr gut sind, aussortiert. Jede Packung, jeder Karton wird überprüft, Brotlaibe werden in Papiersäcke verpackt.
Viele Freiwillige im Einsatz
Nach einer Mittagspause geht es um 13.00 Uhr weiter. Inzwischen sind rund zehn Freiwillige im Einsatz und warten auf den Kleinlaster von «Tischlein deck dich». Die beiden Fahrer liefern die zentralen Lebensmittel, die nun in die eigenen Kisten umgeräumt werden. Die Lebensmittel werden in einer Art Fassstrasse aufgestapelt und gezählt. Denn: Einzelpersonen erhalten weniger als Familien mit vier oder sechs Mitgliedern. Diese Angaben werden auf kleinen Zetteln notiert, die vorn an den Kisten befestigt sind. Um 14.00 Uhr ist alles vorbereitet.
Vor der Tür warten bereits die ersten Kundinnen und Kunden – Menschen in finanziellen Schwierigkeiten, die bei offiziellen Sozialfachstellen eine Abgabekarte beantragen konnten. Für die Abgabestelle in Sursee wurden 90 solcher Karten ausgegeben, was etwa 260 Personen entspricht. «Der Bedarf wäre eigentlich viel grösser», sagt Sozialarbeiterin Martina Helfenstein. Peter Muri ergänzt: «Pro Ausgabetag kommen etwa 80 Prozent der Karteninhaber*innen. Weil es früher oft Gedränge und lange Wartezeiten gab, arbeiten wir nun mit Zeitfenstern. Das bewährt sich.»
Lebensmittel entlasten Budget
Die Kundinnen und Kunden werden herzlich von den Freiwilligen empfangen. An der Kasse zeigen sie ihre Karte und bezahlen einen symbolischen Betrag von 1.- Franken. Anschliessend werden sie einzeln von einer freiwilligen Person durch die Fassstrasse begleitet. Viele kennen sich schon – es herrscht eine freundliche, wohlwollende Atmosphäre. Niemand wird gedrängt, niemand muss sich beeilen. «Manchmal», erzählt Peter Muri, «verstehen einige nicht, warum sie von einem Produkt nicht mehr mitnehmen dürfen – schliesslich sieht es aus, als wäre genug da. Doch gegen 16.00 Uhr, wenn wir schliessen, bleibt kaum etwas übrig. Wir möchten allen, auch den Kunden im letzten Zeitfenster, die gleiche Chance bieten wie denen am Anfang. Das geht nur mit klarer Mengenverteilung.» Und so gehen auch heute alle mit gefüllten Taschen nach Hause – mit Lebensmitteln, die ihr Budget entlasten und durch die Woche helfen. Ein kleiner Ort der Solidarität – mitten in Sursee.
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