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Leben, was wir feiern

Rebekka Dahinden 06.01.2025

Es gibt viele Taktgeber in unserem Alltag – einer davon ist das Kirchenjahr.

Wir richten unsere Planung nach den Bedürfnissen der Kinder, den Arbeitszeiten, Freizeitaktivitäten oder sozialen Verpflichtungen. Manchmal lassen wir auch Lebensstile oder unkonventionelle Gewohnheiten den Takt unseres Tages angeben. Als Beispiele dafür dienen etwa das Intervallfasten, der Mondkalender oder auch jahreszeitliche Veränderung. Meist naheliegend, oft auch originell sind damit die Gegebenheiten, die unserem Leben Struktur verleihen.

Den Rhythmus des christlichen Alltags hingegen gibt das Kirchenjahr vor: Der Jahreskreis mit seinen Feiertagen und Festzeiten, Traditionen und Ritualen. Das Kirchenjahr – der Begriff findet sich erstmals im Jahr 1589 – hat sich in seiner Abfolge über die Jahrhunderte entwickelt und bezieht sich auf biblische Ereignisse, Situationen im Leben von Jesus Christus. Beginnen tut das Kirchenjahr immer am ersten Adventssonntag und endet an Christkönig, dem letzten Sonntag vor dem ersten Advent. Der Jahreszyklus besteht aus drei Abschnitten, die jedes Jahr aufs Neue begangen werden: der Weihnachtsfestkreis, der Osterfestkreis und die Zeit im Jahreskreis. Diese Zeitspannen umfassen mehrere Wochen; verschiedene Hochfeste und Feiertage dienen ihnen als Eckpunkte. Gläubige können dem Kirchenjahr mühelos folgen: In Gottesdiensten ist dank wirkungsvoller liturgischen Farben, wiederkehrenden Bibeltexten sowie vertrauten Ritualen leicht zu erkennen, wo man sich im christlichen Kirchenjahr gerade befindet.


 

Im Licht des Jahreskreises

Doch nicht nur die Liturgie, das gesamte christliche Leben orientiert sich am Kirchenjahr. Mit seiner festen Abfolge bietet es Bezugspunkte, die helfen, Leben und Glaube bewusst wahrzunehmen und sich vom Wort Gottes berühren zu lassen. Wer das Kirchenjahr mitgeht, lernt den Kern des chrislichen Glaubens kennen. Jeder seiner Zeitabschnitte lädt Christinnen und Christen ein, den Jahreskreis ins eigene Leben greifen zu lassen. Fordert dazu auf, der Botschaft der jeweiligen Festzeit nachzuspüren. Gerade auch weil christliche Fest- und Gedenktage wiederkehren, regen sie an, sich aufmerksam und neugierig dem eigenen Leben zu widmen und es im Lichte des Jahreskreises zu betrachten. Nicht zuletzt sorgt das Kirchenjahr mit seinen wiederholenden Elementen für Struktur, die Gläubigen Halt gibt. Viele schätzen die Feste als dankbare Auszeiten in der Betriebsamkeit des Alltags.


 

Die etwas andere Agenda

Damit versteht sich das Kirchenjahr als eine Einladung, sich fernab der profanen Agenda auf einen anderen Rhythmus einzulassen. Einen, der sich aus der christlichen Botschaft speist und sich auf konkrete Lebenserfahrungen bezieht. So sind im Jahreskreis alle Dimensionen des menschlichen Lebens enthalten: Schöne und traurige Momente, Erfahrungen des Zweifelns, Fragens, Wartens und Aushaltens, des Hoffens und des Vertrauens.

Katechetinnen, Seelsorgende, Geweihte und weitere Engagierte machen diese Bezüge in ihrem Wirken bewusst und schaffen einen lebensnahen Zugang zum Kirchenjahr. Auch Künstler greifen, früher wie heute, in ihren Werken auf Ereignisse im Kirchenjahr zurück. Dabei entstehen Werke, die nicht nur eine tiefe Spiritualität und Bindung zum christlichen Glauben ausdrücken, sondern auch eine kreative Verbindung zum liturgischen Kalender schlagen. Viele von ihnen tun dies wohl auch im Anliegen, zu einer lebendigen Spiritualität zu verhelfen, die nicht neben, sondern mit dem Kirchenjahr einhergeht.

 

Foto: vwalakte auf Freepik

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