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«Ich erwarte im Grunde das Unerwartete»

Rebekka Dahinden 14.11.2025

Im Gespräch mit Dr. StrubuLà, Traumdoktorin am Kinderspital Zentralschweiz in Luzern.

Wie begegnest du dem Unbekannten hinter der Tür?
Wenn ich auf die Station komme, erfahre ich das Wichtigste über die Kinder – genug, um nicht unvorbereitet zu sein, aber die Situation bleibt oft offen. Aber genau das gehört dazu. Ich erwarte im Grunde das Unerwartete, das ist für mich zur Normalität geworden. Natürlich hilft Routine, Erfahrung, aber grundsätzlich ist diese Offenheit Teil unserer Arbeit.

 

Was hat dir die Ausbildung der Stiftung Theodora am meisten gebracht?
Ich habe vor allem gelernt, wie wichtig Hygiene ist, man wird dafür sensibilisiert. Und ich habe gelernt, wie man Komik ganz klein und fein werden lässt. Vor der Ausbildung war ich lauter, verspielter. Im Spital braucht es aber eine andere Art von Humor: leise, respektvoll, zurückhaltend. Auch der Umgang mit psychologischen Themen, mit Trauer oder Tod wurde angesprochen. Man lernt zu verstehen, wie sich Dinge aufeinander auswirken können.

 

Dein Name als Traumdoktorin ist Dr. StrubuLà – wie hast du deine Figur gefunden?
Das ist ein Prozess, der Zeit braucht. In der Ausbildung ist ein Name Pflicht – aber der muss zu einem passen. Als Traumdoktorin bin ich oft in der Rolle des Clowns und der Clown ist das innere Kind. Davon hat man nur eines. Man kann keine zweite Figur erfinden, sonst wird es unauthentisch. Es geht darum, die eigene Figur «spitalkompatibel» zu machen.

Ich habe viel ausprobiert: Mal hatte ich ein Stethoskop dabei – dann merkte ich, StrubuLà ist keine Ärztin. Dann trug ich eine Karte mit mir und suchte nach dem Weg – aber auch das war es nicht. So wächst man in die Figur hinein, ehrlich und Schritt für Schritt.

 

Verändert sich deine Figur mit deinem Leben?
Ja, sehr. Seit ich Mutter bin, bin ich eine andere StrubuLà. Ich reagiere anders, besonders auf Eltern. Meine Figur ist leiser geworden, feiner. Manchmal vermisse ich die alte, laute StrubuLà. Aber wie im Leben kann man Entwicklungen nicht zurückdrehen. Das gehört dazu.

Neulich hat mich eine Kollegin begleitet, die mich von früher kennt. Sie hat mir gespiegelt, wie sehr ich mich verändert habe,  das war wertvoll. Wir haben regelmässige Coachings, und auch kollegiale Rückmeldungen sind enorm wichtig. Die Arbeit an der Figur hört nie auf. Das bleibt ein Thema, auch in zehn Jahren noch.

 

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