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Gemüse, das nach Sursee schmeckt

Rebekka Felder 18.04.2024

Saisonal und regional essen und dabei die Natur wiederentdecken: Dazu motiviert Familie Imfeld vom «Waldhof» mit ihrem Selbsterntegarten.

Mittwoch ist Gartentag auf dem «Waldhof». Da werden Salatsetzlinge gepflanzt, Gemüse gesät, Kräuter gezüchtet, Blumen getränkt und Unkraut gejätet. Den Überblick über die grosse Gartenanlage vor dem Bauernhaus haben Vera und Marco Imfeld. Sie sind die Pächter des Landwirtschaftsbetriebs, der im Naherholungsgebiet von Sursee liegt und der Korporation Sursee gehört. Das junge Paar wohnt mit ihren zwei kleinen Kindern auf dem Hof, den sie im Jahr 2022 von Marcos Eltern übernommen haben und seither mit viel Elan und frischen Ideen führen.

Bezug zur Natur aufbauen

Eine davon ist der Selbsterntegarten: Schon früh hatten sie die Idee, neben der Milchwirtschaft und dem Ackerbau auf ihrem Bio-Hof auch einen Gemeinschaftsgarten zu führen. Eine Gartenanlage, die von Marco und Vera gepflegt wird und deren Ertrag – Gemüse, Salat, Blumen und Kräuter – die Mitglieder der Gemüsekooperative selbst ernten kommen. Mitmachen können alle, die Freude an Gartenarbeit haben und ein Abo bei der Familie Imfeld besitzen. Grundgedanke des Selbsterntegartens ist, dass die Abonnenten durch ihre Mithilfe einen lebensnahen Bezug zur Landwirtschaft und Natur aufbauen.

«Wir sensibilisieren darauf, welches Gemüse hierzulande zur jeweiligen Jahreszeit und Wetterlage wächst.»


Der Einblick, der gewährt wird, geht dabei weit über den Garten hinaus: Auch frische Kuhmilch und Mehl, das aus der Getreideernte des Hofs gewonnen wird, können die Gartenliebhaberinnen und Naturfreunde vom Hof beziehen. Wer mehr wissen möchte, kann sich beim jährlichen Erntekurs und der Betriebsführung in die Themen Gemüseanbau und Landwirtschaft vertiefen.

Saisonal und nachhaltig

Bevor das Paar den Hof übernahm, hat auch Marco Imfeld sich intensiv mit nachhaltig gestalteter Agronomie beschäftigt. Ihr Betrieb, erklärt der gelernte Landwirt, basiere auf dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft. Diese sehe keine Produktpreise, sondern eine direkte Finanzierung der Herstellung vor. «Man zahlt nicht für die einzelne Gurke oder das Salathäuptli, sondern beteiligt sich an den Produktionskosten. Diese rechnen wir jedes Jahr neu aus und verteilen sie anteilsmässig an die einzelnen Mitglieder. Haben wir eine gute Ernte, profitieren alle, aber auch das Risiko bei einem Ausfall tragen wir gemeinsam. Das entlastet uns vom Preisdruck und ist aus unserer Sicht sozialverträglicher», so Marco Imfeld. Seine Frau Vera, Bäuerin mit Fachausweis, ergänzt: «Wir möchten den Leuten einen realistischen Einblick in die Landwirtschaft geben. Wir haben keine Gewächshäuser und bauen nur saisonale Lebensmittel an. Damit sensibilisieren wir unsere Mitglieder darauf, welches Gemüse hierzulande zur jeweiligen Jahreszeit und Wetterlage wächst.» Dem engagierten Pächterpaar liegt Nachhaltigkeit am Herzen. Deswegen bitten sie ihre Kundschaft, auch eigene Tragetaschen mitzubringen und wenn möglich nur mit dem Fahrrad zum «Waldhof» zu kommen.

Freude an Natur vereint

Der Selbsterntegarten des «Waldhofs» gehört einem gleichnamigen Zusammenschluss an, der sie seit der Startphase Anfang 2023 mit fachkundiger Begleitung beim Gemüseanbau unterstützt. Vera und Marco Imfeld sind bemüht, ausreichend und qualitativ gutes Gemüse für ihre Kundschaft zu produzieren. Und diese ist vielfältig – Alt und Jung, Familien, Paare und Einzelpersonen zählen dazu. Was sie vereint, ist das Interesse an Ernährung, Nachhaltigkeit sowie Freude an der Natur und Gartenarbeit. Einige kommen regelmässig, planen ihre Sonntagsspaziergänge zum «Waldhof» und verbringen viel Zeit dort. Sie geniessen die körperliche Betätigung, frische Luft und Ruhe bei der Gartenarbeit auf dem abgelegenen Hof. Andere wiederum kommen nur kurz für die Ernte vorbei.

«Es reicht für alle.»

Wann sie schliesslich in die Gartenstiefel steigen dürfen, erfahren die Selbsternterinnen und Selbstversorger über einen gemeinsamen Chat, der auf reifes Gemüse hinweist, Erntetipps gibt und hie und da auch saisonale Rezepte bietet. Das weckt Freude und motiviert, im Garten anzupacken – allein oder gemeinsam mit anderen. Marco und Vera Imfeld bringen ihre Helfer immer wieder zusammen: Bei Garteneinsätzen, Hoffesten und Betriebsrundgängen lernen sich die Gleichgesinnten kennen.

Was sie vereint, ist das Interesse an Ernährung, Nachhaltigkeit sowie Freude an der Natur und Gartenarbeit.


Die beiden schätzen den Kontakt zu den Mitgliedern; ihr Verhältnis ist von Vertrauen geprägt. So meint Vera Imfeld: «Wir kontrollieren nicht, wer wie viel erntet. Wir vertrauen darauf, dass unsere Leute Foodwaste vermeiden wollen und nur so viel Gemüse mitnehmen, wie sie auch brauchen. Hält sich jeder daran, reicht es für alle.»

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