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Einladung zur Veränderung

Tanja Metz 28.03.2025

Fasten ist mehr als das Weglassen von Nahrung. Seit Jahrtausenden praktizieren Menschen das Fasten aus religiösen, spirituellen oder gesundheitlichen Gründen. Doch was steckt hinter dieser Praxis?

Fasten ist eine Praktik, die Menschen seit jeher kennen. In nahezu allen Religionen und Kulturen und zu allen Zeiten hat es seinen festen Platz. Die Gründe dafür sind vielfältig: Manche fasten aus spirituellen oder religiösen Gründen, andere zur inneren Reinigung, zur Selbstkontrolle oder aus Trauer. Auch Busse, Verzicht oder gesundheitliche Aspekte spielen eine Rolle. Einen einzigen, universellen Grund für das Fasten gibt es also nicht.

 

Trauer, Reue und Gottesnähe
In den biblischen Erzählungen wurde gefastet, um Trauer auszudrücken, Busse zu tun oder sich auf eine Begegnung mit Gott vorzubereiten. So fastete König David nach dem Tod seines Heerführers, um seinen Schmerz zu zeigen. Damals war der Nahrungsverzicht ein Zeichen dafür, dass mit dem Verlust eines geliebten Menschen auch ein Teil der eigenen Seele verletzt wurde. Fasten als Busse hingegen diente der Reflexion über das eigene Verhalten – sowohl gegenüber Mitmenschen als auch gegenüber Gott. Menschen verdeutlichten durch das Fasten ihre Reue und ihren Wunsch, ihr Leben wieder in Ordnung zu bringen. König David fastete auch nach seinem Ehebruch, diesmal um Busse zu tun. Mose dagegen verzichtet im Zusammenhang mit einer Gottesbegegnung auf Nahrung. 40 Tage und 40 Nächte, so erzählt die Bibel, blieb Mose auf dem Berg bei Gott – ohne zu essen oder zu trinken. Viele weitere biblische Geschichten berichten von Fastenzeiten, die mit einer intensiven spirituellen Einsicht oder einer Gottesbegegnung in Verbindung stehen.

 

Eine spirituelle Reise
Die Idee, durch Fasten eine spirituelle Erfahrung zu machen oder sich Gott zu öffnen, ist heute noch lebendig. Es gibt zahlreiche Fastenangebote von Klöstern, Pfarreien und anderen Einrichtungen, bei denen der spirituelle Aspekt im Mittelpunkt steht. Die reformierte Pfarrerin Noa Zenger, die Fastenwochen, bei denen auf Nahrung verzichtet wird, im Lassalle-Haus anbietet, erklärt: «Es geht dabei nicht einfach darum, nichts zu essen. Ich nehme vielmehr wahr, was mich sonst nährt. Das hat eine starke spirituelle Komponente. Fastende sind sensibler für das Fehlende in der Welt, den Einfluss auf diesen Planeten. Das ist etwas tief Christliches.»


Wer heute in der Fastenzeit auf etwas verzichtet, fragt sich vorgängig häufig: «Was würde mir guttun?» «Probehalber etwas anders zu machen – auch wenn es schwerfällt – kann die Entdeckung mit sich bringen, dass es anders besser sein könnte», schreibt Kathrin Althans von 7 Wochen ohne. Wer zum Beispiel einen Bogen um Alkohol, Zigaretten oder Süssigkeiten macht, die Zeit vor dem Fernseher oder Computer begrenzt oder auf Shoppingexzesse verzichtet, fordert nicht nur sich selbst heraus. Vielmehr stellt er oder sie in einem Miniexperiment die Frage: Was wäre, wenn …? Was wäre, wenn ich nicht so viel Zeit vor dem Computer verbringen würde? In dieser fragenden Haltung versteckt sich auch die Möglichkeit, sich selbst besser zu hören – vielleicht auch Gott. 

 

(Foto: CC0, Dan Meyers, unsplash)

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