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«Eine gute Planung hat Spielraum»

Interview: Tanja Metz 09.01.2025

Zeit ist heute ein knappes Gut. Viele Menschen fühlen sich gestresst und die Zeit scheint hinten und vorne nicht zu reichen. Wie das besser gehen kann, darüber gibt Jugendcoach Pascale Erni Auskunft.

Frau Erni, Sie bieten Coachings für Kinder und Jugendliche an. Unter anderem zum Thema Zeitmanagement. Wie sah ihre Agenda als Jugendliche aus? 
Ich lebte nach dem Lustprinzip – wenn ich Lust hatte zu lernen, dann habe ich gelernt und sonst eben nicht. Ich war eine Aufschieberin und sehr spontan. Mein Hausaufgabenbüchlein diente eher dazu, die Dauer von Freundschaften oder Beziehungen festzuhalten, als dass ich es für die Planung nutzte.

 

Wie kamen Sie dann zum Zeitmanagement?
Ich begann erst mit dem Planen, als ich eigene Kinder hatte. Fussball, Geräteturnen, Schlagzeug – all diese Aktivitäten erforderten eine gute Organisation. Heute erlebe ich beim Coaching immer wieder, dass eine durchdachte Planung das Aufschieben von Aufgaben erheblich reduziert.

 

Wenn wir ehrlich sind, klingt Planen nicht nach dem prallen, vollen Leben, nach dem sich vermutlich viele sehnen, sondern nach Anstrengung. Warum macht Planen trotzdem Sinn?
Das stimmt ein bisschen. Dennoch glaube ich, dass man durch effektives Planen mehr von einem erfüllten Leben hat. Wer ständig alles aufschiebt, trägt ein schlechtes Gewissen mit sich herum. Gedanken wie «Ich sollte noch Mathe üben» oder «Ich habe einen Berg Wäsche» belasten den Geist. Eine gute Planung hilft, die anfängliche Hürde zu überwinden und zu erkennen, wie viel man mindestens erledigen muss, um das gesamte Programm zu bewältigen. Letztlich schafft das auch Freiräume für Freizeit. Je besser die Planung, desto mehr Zeit bleibt für die Dinge, die einem Freude bereiten.

 

Wie bekomme ich eine solche Planung konkret hin?
In einem ersten Schritt ist es wichtig, Zeitfresser zu identifizieren. Bei Jugendlichen ist das zum Beispiel das Handy. Man kann stundenlang auf TikTok scrollen. Dabei hat man das Gefühl, in der Entspannung zu sein, doch für unser Gehirn ist das der pure Stress. Für Kinder und Jugendliche ist es wichtig, ganz klar zwischen Lernzeit und Freizeit zu unterscheiden. In der Zeit, in der gelernt wird, wird 100 Prozent gelernt – ganz ohne Ablenkung.  In der freien Zeit kann man spielen, lesen – was eben Spass macht. Je nach Alter sehen die Lernintervalle anders aus. Daneben hilft ein Wochen- oder Zeitplan. Man muss sich überlegen, wie man seine Aufgaben verteilt. Am Ende der Woche festzustellen, dass nun eine Prüfung ansteht und alles in einem Tag gelernt werden soll, das funktioniert nicht. Daher ist es besser, Aufgaben in kleinere Einheiten aufzuteilen. Wichtig ist auch, dass man Pufferzeiten einplant, damit die alltäglichen Sachen, an die man bei der Planung nicht denkt, einen Platz haben.

 

Wie sieht es mit der viel gelobten Spontanität aus? Wo sehen Sie deren Wert?
Eine gute Planung hat Spielraum. Außerdem sind Pläne dafür da, um sie über den Haufen zu werfen. Pläne können wie eine Landkarte verstanden werden. Man sieht, wo man hinmöchte, aber man kann die Route jederzeit ändern. 
 

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